Rittergut Mosisgreut
 
Hochzeiten und Events 

Für die besonders Interessierten :)

Das einzigartige ländliche Ensemble Mosisgreut liegt als geschlossener, unverbauter Bestand in einer weiträumigen, eiszeitlich geprägten Landschaft aus Wiesen, Feldgehölz, Wälder und Seen. Die ins Denkmalbuch eingetragene Sachgesamtheit „Rittergut Mosisgreut“ umfasst drei bauliche Schwerpunkte, die jeweils historische und funktionale Teilthemen der vielhundertjährigen Geschichte der Anlage widerspiegeln.

Im Zentrum steht das dreigeschossig aufragende „Schlösschen“ auf mittelalterlichem Gewölbekeller, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts in klassizistischen Formen wiedererrichtet wurde. Es diente als Wohnsitz, später Jagdschlösschen des ansässigen Amtsadels. Seine besondere Bedeutung erwächst ihm daraus, dass es eins der wenigen erhaltenen Turmhügelburgen Oberschwabens ist.


Die nebenstehende Sebastianskapelle geht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die große, in ihren gotischen Formen erhaltene Kapelle mit dem eigentümlichen manieristischen Giebelreiter aus Rorschacher Sandstein diente bis in das 20. Jahrhundert als Gotteshaus für die neun ehemaligen Schupflehen von Mosisgreut. Ihre besondere Bedeutung ermisst sich aus der wertvollen, barocken und neugotischen Innenausstattung, die Gemälde, Bildwerke, Schnitzwerk und Mobiliar umfasst.

Die größten Kubaturen des Ensembles sind jedoch die dreiflügelig angeordneten Ökonomiebauten, die die Dimension der Anlage als ländliches Kulturgut augenfällig machen.
Wirtschaftsgebäude waren bereits im Mittelalter Teil des Wohnplatzes: Die Rauch‘sche Landtafel von 1623 zeigt südlich der Turmhügelburg ein kleines Bauerngebäude; nahe der Anlage befanden sich die Gebäude eines Schupflehens, zugleich Sitz des ehemaligen Schultheißenamtes Bommen bis 1848; Flurnamen wie „Ziegelhütte“ verweisen auf weitere, abgängige Bauten. Nach der Allodifizierung wurde die Wirtschaft in Eigenregie weitergeführt: Das Schupflehen wurde zu Käserei und Schmiede ausgebaut und um neue Schöpfe ergänzt, an das Schlösschen wurde der sog. Brennereianbau angefügt.
Die nördlich des Schlösschens gelegene Dreiflügelanlage der Ökonomiebauten entstand in mehreren Bauabschnitten zwischen 1820 und 1832. Das älteste Gebäude ist der große Kuhstall, der sich über eine Fläche von 34x13 Metern in 12 Meter Höhe erhebt. Er verweist auf die exponentiell steigende Bedeutung der Milchwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein einmaliges Erscheinungsbild schlägt eine besondere Brücke zwischen der Geschichte des Ortes und dem neuen wirtschaftlichen Anspruch: Der steinsichtige Bau ist aus enormen Granitblöcken gesetzt, die laut Überlieferung aus Österreich antransportiert wurden und an den Gebäudeecken im Wechselverband weit auskragen. Fenster- und Torrahmungen sind aus lokal anstehendem Tuffstein und dem Vorort gebrannten Ziegel gestaltet. Die acht kreuzförmigen aus Tuffblöcken ausgeschnittenen Fensterokuli, die Staffelfenster auf der Giebelseite und die charakteristischen Zinnen der eindrücklichen Staffelgiebel zielen auf eine Historisierung des Erscheinungsbildes im Sinne der Neugotik. Einen variierenden Ton schlägt die ehemalige Wagenremise an, die östlich im Winkel an den Stall ansetzt. Sie öffnet sich mit einer breiten Front aus vier dorischen Säulen zum Innenhof, zeigt sich nach Süden, zur Kapelle hin, mit abermals neugotischen Baumotiven und ist mit einem Rundtürmchen geziert: die Remise dient so nicht nur als Nutzbau, sondern als Staffagearchitektur im Landschaftspark von Mosisgreut.
Das jüngste Wirtschaftsgebäude ist der westliche Quertrakt mit Tennendurchfahrt, der einen älteren, noch ablesbaren Erweiterungsbau des Stalls ersetzt. Errichtet 1932, greift er Elemente des Heimatstils auf und setzt mit seinem heiteren, holzverschalten Obergeschoss eine Gegenakzent zur steinernen Wucht des Kuhstalls.
Die Ökonomiebauten, gestaltet mit hohem architektonischen Anspruch und einem augenfälligen Geschichtsbewusstsein, erheben sich an der vorbeiführenden Landstraße und prägen das landläufige Bild von „Mosisgreut“. Sie bezeugen den Wandel vom Rittergut zum Hofgut, vom Verwaltungssitz der Lehen zum wirtschaftlichen Zentrum der ländlichen Umgebung.